Ausgangspunkt und Forschungskontext:
Plattformarbeit unterscheidet sich von klassischen Erwerbsstrukturen, bspw. geht sie mit erhöhter Autonomie, aber auch mit Prekarisierungsrisiken einher. Dies wird auf die besonderen Merkmale der Plattformökonomie zurückgeführt, wie die Machtfülle der Plattformen, technische Steuerung und Kontrolle von Arbeit, defizitäre staatliche und verbandliche Regulierung (Srnicek 2017; Crouch 2019). Forschungslücken bestehen gleichwohl darin, dass diese Wirkungsbeziehungen nur ansatzweise theoretisch konzipiert und empirisch untersucht worden sind. So weisen die meisten Studien eine geringe Fallzahl auf, sind auf eine Plattform fokussiert oder haben nur einen spezifischen geografischen Bezugsraum.
Forschungsfragen:
Vor diesem Hintergrund wird in dem Projekt „Auftraggeber, Plattform und Arbeitnehmer: Die schöne neue Welt der digitalen Arbeitsbeziehungen?“ das Phänomen der Arbeit auf Clickwork-Plattformen und hochqualifizierten Design- oder IT-Dienstleistungsplattformen in einem vergleichenden transnationalen Mixed-Methods-Design untersucht und es werden zwei übergeordnete Fragen gestellt:
Methodik:
Wir gehen die komplexe Anlage des Forschungsgegenstandes in einem „convergent design“ (Creswell & Plano Clark 2018) an. Dabei verlaufen beide Forschungsstränge möglichst unabhängig voneinander und die Ergebnisse werden erst bei der Interpretation zusammengeführt. Die Auswahl der zu vergleichenden Plattformen (Amazon Mechanical Turk und Upwork) und Länder (USA, Deutschland und Indien) basiert auf den Vorüberlegungen, dass sich die obigen Problematiken aufgrund der unterschiedlichen Bildungsniveaus und soziodemografischen Hintergründe der Crowdworker*innen unterscheiden. Hierzu greifen wir auf die Weltsystemtheorie zurück, um aus verschiedenen soziodemografischen Verhältnissen Daten zu generieren. Für die quantitative Studie wird ein Online-Survey im Querschnittdesign erhoben. Dabei erfolgt die Befragung direkt auf den Plattformen als Job. Hierbei streben wir eine Auswertung mittels der multivariaten Clusteranalyse an (Backhaus et al. 2016). Parallel werden aus dem Pool der quantitativ Befragten Personen für die Erhebung von narrationsorientierten Einzelinterviews (Schütze 1983) angefragt, die mit der dokumentarischen Methode (Nohl 2009) im Sinne einer soziogenetischen Typenbildung analysiert werden.
Forschungsförderung und Laufzeit:
Das Forschungsprojekt wird im Rahmen des Budgets der Forschungsförderung des Rektorats der Ruhr-Universität Bochum gefördert. Das Forschungsprojekt läuft von Mai 2023 bis zum Dezember 2024.
Präsentationen und Veröffentlichungen:
ILERA 20th Triennial World Congress, Symposium "When the Algorithm is Boss"(http://www.leraoffice.org/php/program.php)
- Markus Hertwig, Anna Korn and Patrick Witzak, Ruhr University Bochum: Antecedents of Collective Action in the Gig Economy: Crowd Workers' Orientations and (Sub-)Communities.
- Karol Muszynski, University of Warsaw/KU Leuven; and Valeria Pulignano, KU Leuven: Why Labour Platforms Use Different Employment Arrangements? Evidence from Belgium.
- Discussant: Leonard Geyer, European Centre for Social Welfare Policy and Research
- Chair: Patrick Witzak
Projektleitung:
Dr. Patrick Witzak & Prof. Dr. Markus Hertwig
Projektbearbeitung:
Anna Korn M.A. & Dr. Patrick Witzak