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New Normal – empirische Erhebung und Reallabore

Ein zentrales Thema, das nicht nur in der Wissenschaft, sondern auch in der Praxis in besonderem Maße diskutiert wird, ist die digitale Transformation. Verbunden mit der digitalen Transformation sind beachtliche Wandlungsprozesse auf der Ebene der Institutionen, Organisationen und Individuen, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen mit sich bringen. Für Beschäftigte bedeutet dies unter anderem ungewohnte, mobile und digitale Arbeitsformen, die neue Anforderungen an sie stellen. Die Transparenz und Geschwindigkeit von Arbeit und Arbeitsabläufen erhöht sich auf der einen Seite, während dadurch auf der anderen Seite die persönlichen Kontakte und Interaktionsformen eingeschränkt werden. Ebenso sehen sich Führungskräfte im Zusammenhang neuer Formen der Zusammenarbeit vor neue Herausforderungen gestellt. Beschleunigt wurden die sich abzeichnenden Veränderungen in der Arbeitswelt nicht zuletzt durch die in den letzten zwei Jahren zur Bewältigung der COVID19-Pandemie notwendigen Maßnahmen. Relevant sind diese Themen unter anderem, weil sie die Zufriedenheit, die Motivation und Veränderungsbereitschaft der Beschäftigten unmittelbar tangieren. Gleichsam adressieren sie übergeordnete Fragen im Hinblick auf die Arbeitgeberattraktivität moderner Organisationen, die Qualifikation von Beschäftigten und den Fachkräftemangel. Das Forschungsprojekt „New Normal“, das bei dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen (MWIKE) durchgeführt wird, hat sich als Ziel gesetzt, Digitalisierungsprozesse systematisch wissenschaftlich zu analysieren, um folglich zentrale Bedingungen und Erfolgsfaktoren ableiten zu können.

Ziele und Fragestellungen des Projektes

Im Zentrum des Forschungsprojekts stehen Fragen nach der Zusammenarbeit und der Kommunikation zwischen Beschäftigen, den Auswirkungen auf die Führung, die Sichtweise der Beschäftigtengruppen auf die neuen Arbeitsformen sowie hinsichtlich der organisationalen Kultur der Zusammenarbeit. Ziel des Vorhabens ist es, über die Analyse der Digitalisierungs- und Arbeitsmodelle innerhalb einer modernen Verwaltung im Sinne von Grundlagenforschung theoretische, über den Einzelfall hinaus verallgemeinerbare Erkenntnisse zu sozialen Mechanismen und Kausalbeziehungen der Digitalisierung zu gewinnen. Konkret wurden hierzu drei übergeordnete Fragen formuliert:

  1. Wie haben sich die Zusammenarbeit und die Kommunikation zwischen Beschäftigten in Folge der Digitalisierung und der Nutzung mobiler Arbeitsformen verändert?
  2. Welchen Einfluss haben diese Veränderungen auf Fragen von Führung?
  3. Wie verändern neue digitale Arbeitsformen die subjektiven Sichtweisen verschiedener Beschäftigtengruppen auf der einen und die organisationale Kultur der Zusammenarbeit auf der anderen Seite?

Untersuchungsmethoden

Untersuchungsgegenstand sind beschäftigtenbezogene Folgen der Digitalisierung von Arbeit, die am Beispiel des MWIKE erhoben werden. Empirisch wird hierzu das Vorhaben mit einer Bestandsaufnahme der bisherigen Digitalisierungsprozesse und der aktuell vorhanden Arbeits- und Organisationsmodelle beginnen. Angesprochen sind damit digitale Tools für die Zusammenarbeit in und zwischen Abteilungen sowie die Nutzung mobiler Arbeitsformen. Im Fokus stehen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Veränderungen der Arbeitspraktiken im Kontext organisationaler Strukturen und neuer, digitaler Arbeits- und Organisationsmodelle. Für die empirische Untersuchung sollen verschiedene Methoden der Sozialforschung kombiniert werden. Hierzu zählen (1) qualitative Interviews mit Expertinnen und Experten sowie mit Beschäftigten, (2) eine quantitative Beschäftigtenbefragung sowie (3) betriebliche Praxislaboratorien über die gesamte Projektlaufzeit zur Erprobung neuer Angebote der mobilen und digitalen Zusammenarbeit.

Projektleitung:

Prof. Dr. Markus Hertwig

Projektbearbeitung:

Dr. Jule Elena Westerheide

Anna Korn

Martin Lenzner